ja | nein | |
Ausschank | ||
---|---|---|
Wirtshaus | ||
Biergarten | ||
Pension | ||
Brauereiführungen |
Ausstoß pro Jahr
Nikl Bräu
Die kleinste Handwerksbrauerei in der Fränkischen Schweiz
Mit einem eigenen Sudkessel erfüllte sich Braumeister Mike Schmitt seinen Traum vom eigenen Bier – im Jahr 2008, in der Ortschaft Pretzfeld, im alten Kuhstall der Schwiegermutter an der Egloffsteiner Straße. Eine eigene Brauerei im Ort hätte es eigentlich nicht gebraucht. Mit rund 200 Brauereien ist die Fränkische Schweiz eine weltberühmte Biergegend. Hier eine eigene Brauerei zu eröffnen, dazu gehören Mut, Risikofreude, fachliches Können oder eben halt ein Lebenstraum. Mike Schmitt hatte von allem etwas und schaffte es, eine Brauereinische in der Gegend zu besetzen. Mit ausschließlich unfiltrierten Bieren, insbesondere Keller- und Lagerbieren, für die die Nikl-Bräu inzwischen weit über die Grenzen der Ortschaft hinaus bekannt ist. Hinzu kommen die „Weiße Eule“, ein sagenhaftes Weizenbier mit unglaublich cremiger Schaumkrone, sowie diverse Sondersude und fassgereifte Spezialitäten der Nikl-Selection. Beispielsweise das „Old Django“ (benannt nach dem Spitznamen von Urgroßvater und Obstbrenner Johann Hofmann). Ein Bockbier mit fruchtig-frischem Birnenaroma, das mit fränkischem Williams-Edelbrand vergoren wird.
Familienbetriebe Gastwirtschaft
Es hat viel Schweiß gekostet, bis der Kuhstall saniert war und direkt neben dem Sudhaus das Wirtshaus eröffnete. Jetzt sitzt man im hellen Gastraum, blickt durch eine Glasscheibe ins Herz der Brauerei, auf die mächtigen Sudkessel – und kann Mike Schmitt beim Brauen auf die Finger schauen. Vorausgesetzt er steht nicht grade am Ausschank und zapft das nächste Seidla. Auf der Speisekarte des Gasthofs Nikl findet man echt fränkische Hausmannskost: Schnitzel, Bratwürste, Braten, Brotzeiten und auch selbstgebackenes Brot. Das gehört bei Schmitts immer dazu. Für die Zubereitung sind übrigens Mikes Frau Alexandra, seine Mutter und die Schwiegermutter verantwortlich. Sie alle kochen mit jeder Menge Leidenschaft und Erfahrung. Auch die Spezialität des Hauses: Saure Lende mit Kloß. Einfach herrlich!
Auf ein Gespräch – mit Gründer, Inhaber und Brauer Mike Schmitt von Nikl Bräu
Manuel von Hier-gibts-Bier: Wie bist Du zum Brauen gekommen und wie lange braust Du schon?
Mike Schmitt: 1995 habe ich den Beruf Brauer und Mälzer gelernt - in Buttenheim bei der St. GeorgenBräu. Danach wollte ich selbst eine eigene Brauerei eröffnen, mein eigenes Bier machen. Eine passende Brauerei zum Kaufen oder Pachten war damals nicht zu finden und so haben wir den Bauernhof meiner Schwiegermutter zur Brauerei umgebaut. Wir wollten ja nur eine kleine Brauerei.
Wie viele Biersorten werden bei Euch gebraut und warum gerade diese?
Unsere Hauptsorten sind ein helles Zwickel Bier, ein dunkles Kellerbier und das Weizen. Begonnen haben wir mit dem hellen Bier, dann aber auch schnell ein dunkles Bier gebraut. Es mag ja nicht jeder ein helles Bier. Zudem habe ich mich entschieden, nur unfiltrierte Biere zu brauen, da nach meinem Geschmack unfiltrierte Biere einfach besser schmecken als filtrierte. Zusätzlich brauen wir noch Festbiere, die wir auf den Festen hier in der Region ausschenken. Zum Beispiel auf dem Annafest oder Altstadtfest etc. Zur Bockbierzeit setzen wir natürlich auch Bockbier an. Was mir besonders gefällt sind unsere Spezialbiere. Wir machen auch Biere im Holzfässern, wie in ehemaligen Whiskeyfässern, oder kaltgehopfte BIere. Um dem Verbraucher zu zeigen, was man machen kann.
Was macht für Dich ein richtig gutes Bier aus?
Ganz einfach, dass es Dir am nächsten Tag nicht schlecht geht, dass du keine Kopfschmerzen hast. Es ist eh Geschmacksache, ob einem süß oder bitter besser schmeckt. Von den Spezialbieren kann ich zum Beispiel ein oder zwei trinken, die sind gut aber auch. Sie sind extrem bitter oder extrem fruchtig oder malzig. Ein richtig gutes Bier ist für mich ein einfaches, helles Bier, das etwas malzig und nach Hopfen schmeckt und nach dem du am nächsten Tag fit bist.
Was reizt Dich am Bierbrauen? Warum liebst Du dieses Handwerk?
Bierbrauen ist ein Handwerk, bei dem du Lebensmittel herstellen kannst - aus Rohstoffen, die du dir selbst heraussuchst. Das reizt mich und deshalb liebe ich meinen Beruf.
Seit wann wird bei Euch gebraut? Welche Traditionen und Werte sind Dir wichtig zu erhalten, welche neuen kommen für Euch hinzu?
Wir haben zum ersten Mal vor 14 Jahren gebraut, im August 2008. Wichtig ist für mich das Reinheitsgebot. Bier ist rein, wie es der Begriff schon sagt. Im Bier sind keine Haltbarmacher und es ist nicht gezuckert. Eine neue Tradition könnten eventuell ausgefeilte Biere werden, also Spezialbiere. Auf was wir Wert legen? Dass wir wissen, woher die Rohstoffe für unser Bier kommen. Dass uns bei der Gerste beispielsweise nicht nur die Mälzerei bekannt ist, sondern wir auch wissen, wo die Gerste wächst. Unsere Gerste wird circa fünf Kilometer von hier von einem Bauern angebaut.
Wo liegen für Dich aktuell die größten Herausforderungen?
Wirtschaftlich betrachtet ist es die Ungewissheit, wie es im Winter weiter geht. Wie sich das Thema Corona weiter entwickelt. Wir machen in der Wirtschaft viele Veranstaltungen und da können wir aktuell nichts planen. Personal haben wir genügend. Eine weitere Herausforderung ist, das wir hier keinen Platz haben. Die Gerste, die unser Bauer anbaut, muss auf einmal abgenommen werden. Für das fertige Malz braucht man eine bestimmte Lagerkapazität, das ist nicht immer einfach. Und: Bei uns auf dem Keller fehlen Parkplätze. Das wird unser Winterprojekt. Dass wir uns darum kümmern, dass wir Parkplätze dazubekommen können oder auch einen Wohnmobilstellplatz für 30-40 Wohnmobile.
Welche Tätigkeit macht Dir in der Brauerei besonders viel Spaß?
Das Brauen, also das Bier sieden, der Brauvorgang selbst. Tankreinigen ist nicht der Hit. Bier probieren schon eher.
Wird bei Euch ausgebildet? Und was muss ein Bierbrauer von morgen mitbringen?
Wir bilden nicht mehr aus, da wir viel Saisongeschäft haben. Zudem haben wir keine Flaschenfüllerei und Filtration. Das sind wichtige Bereiche für einen Lehrling. Ein Brauer von morgen sollte in jedem Fall rechentechnisch einigermaßen fit sein, er muss sauber arbeiten können und muss damit zurechtkommen, dass es den ganzen Tag über mal kalt, mal warm ist.
Zu guter Letzt: Dein Lieblingsbier/Lieblingsbierstil und welches Gericht schmeckt Dir dazu am besten?
Mein Lieblingsbier ist ein helles Lagerbier, ein einfaches Bier. Ich trinke auch gern mal ein Rauchbier (das brauen wir auch, saisonal und in kleiner Menge), dazu esse ich gern eine Schinkenplatte. Zurück zum hellen Bier... Unseres schmeckt leicht bitter. Im Sommer trinke ich es zur Brotzeit, im Winter liebe ich dazu Gulasch mit Spätzle.
Fotos: SchmelzFotodesign