Bamberg 1907: Es herrscht Aufruhr. „So eine Unverschämtheit. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Da machen wir nicht mit“, schimpften die Bierdurstigen in der Domstadt. Was war passiert? Die Bamberger Brauvereinigung, der alle 35 Bamberger Brauereibesitzer angehörten, hatte am 01.Oktober 1907 einstimmig beschlossen, den Bierpreis für 0,5 Liter Bier um einen Pfennig zu erhöhen. Künftig sollte das Seidla statt elf Pfennige nun zwölf Pfennige kosten (manche Quellen berichten von einem Preisanstieg von zehn auf elf Pfennige). Ein Unding, fanden die Bamberger Bürger. Zum einen galt Bier in Bamberg seit jeher als „flüssiges Brot“ – das sollte sich jeder in der Stadt leisten können. Zum anderen existierte der Begriff Bierpreiserhöhung im damaligen Bamberger Wortschatz so gut wie nicht. Das letzte Mal, dass der Preis für das Bier angehoben wurde, war über 100 Jahre her – also mehrere Generationen. Kein Wunder, dass die Bevölkerung empfindlich reagierte und die Entscheidung boykottierte, was wiederum die Wirte schnell zu spüren bekamen. Bier aus Bambergs Braustätten wollte keiner mehr haben.
Drei Bamberger Wirte hatten eine zündende Idee: Sie bestellten ihr Bier im nahegelegenen Forchheim Bier, ließen es mit der Pferdekutsche nach Bamberg liefern und verkauften es dort – zum bisherigen Bierpreis. Kam bei den Biertrinkern gut an, stieß den Brauereibesitzern jedoch sauer auf. Trotzdem saßen sie die Angelegenheit zunächst aus. Allerdings nur für ein paar Tage. Am 07. Oktober knickte die Brauereivereinigung ein, machte die verkündete Bierpreiserhöhung rückgängig – und: es herrschte wieder Frieden in der Domstadt.
Eingegangen ist diese kuriose Episode in Bambergs Stadtgeschichte als „Bamberger Bierkrieg“.
Warum der Bierpreis eigentlich erhöht werden sollte? Steigende Herstellungs- und Lohnkosten sollen damals der Grund gewesen sein. Erinnert irgendwie an die aktuellen Bierpreis-Situation in Franken…
