In einer Welt, in der spritzige, kohlensäurehaltige Getränke die Regale dominieren, gibt es eine besondere Biersorte, die einen Schritt zurück in die Brautradition wagt: Ungespundetes Bier. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff und warum hat es auch heute noch seinen Platz in der Bierkultur? Wir tauchen ein in die Welt des ungespundeten Biers.
Grundlage der Bezeichnung: Das Spundloch
Das "Spundloch" oder auch Spundvorrichtung genannt, ist eine Vorrichtung, die beim Bierbrauen verwendet wird, um den Druck im Bierfass oder Gärbehälter zu kontrollieren und die Karbonisierung ("Einstellen" des Kohlesäurengehaltes) zu steuern. Es handelt sich um ein kleines Loch oder eine Öffnung, durch die überschüssiges Gas (hauptsächlich CO2) entweichen kann, das während der Gärung entsteht. Gleichzeitig sorgt das Spundloch dafür, dass kein Luftsauerstoff in das Fass gelangt, was die Qualität des Biers und die Arbeit der Hefe nicht negativ beeinflusst.
Was ist ungespundetes Bier?
Ungespundetes Bier bezeichnet eine traditionelle Art der Bierherstellung, bei der der Karbonisierungsprozess ("Einstellen" des Kohlesäurengehaltes) nicht künstlich durch Druck oder Kohlensäurezugabe erfolgt. Stattdessen entsteht die Kohlensäure während der natürlichen Gärung im Fass oder in der Flasche. Das bedeutet, dass beim Abfüllen kein zusätzliches Gas hinzugefügt wird. Die Spundvorrichtung, die üblicherweise in modernen Bierfässern verwendet wird, um den Druck zu regulieren und eine konstante Kohlensäuremenge sicherzustellen, bleibt beim ungespundeten Bier unbenutzt.
Wenn Bier als "ungespunden" bezeichnet wird, bedeutet dies, dass kein zusätzlicher Druck aufgebaut wurde, um Kohlensäure hinzuzufügen. Das Bier hat also weniger Kohlensäure und ist daher oft weniger sprudelig und weicher im Geschmack. In vielen Fällen kann "ungespunden" auch bedeuten, dass das Bier traditionell, ohne moderne Drucktechniken, gebraut und abgefüllt wurde. Diese Biersorte ist oft weniger filtriert und wird in manchen Regionen als besonders naturbelassen oder ursprünglich angesehen.
Zusammengefasst: "Ungespundenes Bier" hat weniger Kohlensäure und ist nicht durch künstlichen Druck karbonisiert. Eine beliebte Sorte ist das Mahrs aU aus der gleichnamigen Mahrs Bräu in Bamberg.
Der Geschmack von ungespundetem Bier
Durch die fehlende künstliche Karbonisierung hat ungespundetes Bier in der Regel weniger Spritzigkeit und eine sanftere Textur. Der Geschmack des Biers wird oft als "runder" und "vollmundiger" beschrieben. Da keine zusätzlichen Gase ins Bier eingebracht werden, kommen die natürlichen Aromen der verwendeten Zutaten wie Malz, Hopfen und Hefe stärker zur Geltung. Besonders in fränkischen Brauereien und bei traditionellen handwerklichen Brauvorgängen ist ungespundetes Bier eine beliebte Sorte, das die Authentizität und die Ursprünglichkeit des Brauhandwerks betont.
Tradition, Herkunft und Wiederentdeckung – Ein Stück Biergeschichte
Die Tradition des ungespundeten Biers geht auf eine Zeit zurück, in der die modernen Technologien der Bierherstellung noch nicht verfügbar waren. Früher wurde Bier in offenen Fässern gelagert, und der natürliche Druck, der durch die Gärung entstand, sorgte für die Kohlensäure. Besonders in Regionen wie Franken und Teilen Bayerns hat sich die Tradition des ungespundeten Biers bis heute erhalten. Hier wird die Methode noch in vielen Brauereien gepflegt, um ein authentisches, handwerklich gebrautes Bier zu produzieren.
In den letzten Jahren erleben handwerklich gebraute und traditionelle Biere eine wahre Renaissance. Auch ungespundetes Bier hat sich seinen Platz in der modernen Bierwelt zurückerobert. Besonders unter Bierliebhabern und in der Craft-Beer-Szene erfreut sich diese Biervariante immer größerer Beliebtheit. Für viele ist es ein Stück Historie im Glas, das den Charme des "alten" Brauens und den Geschmack von Natürlichkeit verkörpert. Immer mehr Brauereien experimentieren mit ungespundetem Bier und bringen es in verschiedenen Variationen auf den Markt, um die Geschmackspalette zu erweitern und auch die jüngere Generation für die traditionelle Braukunst zu begeistern.